Stifterbrief Nr. 18

im Oktober 2020

Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn;
denn wenns ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl

(Jer 29,7, Monatsspruch für Oktober 2020, im 30. Jahr der deutschen Einheit)

Liebe Stifterinnen und Stifter,

Sie werden es vielleicht schon geahnt oder im Gemeindebrief gelesen haben: In diesem Jahr wird die Stifterversammlung nicht stattfinden können.

Weil uns das Zusammensein im Kirchgemeindehaus mit den Möglichkeiten zu gegenseitigem Austausch bei der Fragerunde und vor allem beim anschließenden Büffet so wichtig war und ist, aber gerade diese Möglichkeiten durch die Vorsichtsmaßnahmen gegenüber Corvid-19-Infektionen praktisch nicht gegeben sind, haben sich Stiftungsvorstand und Stiftungsbeirat schweren Herzens entschlossen, die Stifterversammlung abzusagen. Wir hoffen sehr auf Ihr Verständnis, ist es doch eine Entscheidung in Verantwortung gegenüber dem Wohl und der Gesundheit von uns allen.

Der geplante und gewiss sehr interessante Vortrag von Herrn Vollbach, Präsident des Landeskirchenamtes Sachsens, wird im nächsten Jahr bei der für den 31. Oktober 2021 geplanten Stifterversammlung nachgeholt.
Aber die Arbeit der Stiftung geht ja weiter, trotz Corona und den damit eingeschränkten Möglichkeiten zu Kommunikation und Begegnung.

Zuallererst möchten wir Ihnen, liebe Stifterinnern und Stifter, von Herzen Dank sagen für die ungebrochene Bereitschaft, die Stiftung durch regelmäßige oder auch einmalige Zuwendungen, durch kleine und große Spenden nachhaltig zu unterstützen. So sind in diesem Jahr bisher rund 15000 Euro an Mitteln der Stiftung zugeflossen und wir können uns über eine Gesamtsumme von 844 000 Euro Stiftungskapital (Stand 30. September 2020) in tiefer Dankbarkeit freuen. Dank der besonnenen Anlageentscheidungen, die der Anlageausschuss nach einer Anlagerichtlinie vornimmt, konnten wir auch für 2019 einen Kapitalertrag in Höhe von 25 000 Euro erzielen. Bei der Anlagenrichtlinie, die wir in den letzten Stifterversammlungen immer auch erwähnt hatten, handelt es sich um einen selbstgesetzten Maßstab, der sich an dem Nachhaltigkeitsfilter der KD-Bank (Bank für Kirche und Diakonie, über die wir unser Stiftungsgeschäft abwickeln) orientiert. Nachhaltigkeit bedeutet, sich im Bereich von Aktienanlagen, Immobilienfonds und Renten auf Unternehmen zu konzentrieren, die ein Engagement in z. B. militärischen, umweltschädigenden und Sozialstandards vernachlässigenden Geschäftsfeldern ausschließen.

Mit den Erträgen des Jahres 2019 konnte wir – gemäß dem Stiftungszweck – die Finanzierung der Pfarrstelle voll absichern und damit jenes Ziel erreichen, von dem wir bei der Gründung der Stiftung zu träumen wagten.

Hier lohnt sich nun noch einmal Blick zurück auf die Anfänge der Stiftung und auf die kirchlichen Verhältnisse um die Jahrtausendwende.
In seiner Predigt bei der Wiederweihe der Loschwitzer Kirche am 2. Oktober 1994 hatte Bischof Kress mehrfach von der Beheimatung der Menschen gesprochen – Beheimatung in der Gemeinde und der nun wiederaufgebauten Kirche. Er traf damit ein wesentliches Element der Stärke und Zukunftsfähigkeit der Gemeinde. Hatte der Wiederaufbau zu einer starken Erneuerung der Gemeinde geführt und gleichzeitig auch identitätsstiftend für die meisten der hier lebenden Menschen gewirkt, so entstand am Ende der 1990er Jahre eine für das gemeindliche Leben bedrohliche Perspektive: Selbständigkeit, und damit verbunden eine volle Pfarrstelle, sollte nur noch für Gemeinden gelten, die mindesten 1500 Seelen aufweisen konnten. Schon da wurden seitens der Kirchenleitung Zusammenlegungen von Gemeinden angeregt und es begann in Dresden ein Prozess, der bis in diese Tage hinein zu ganz neuen, teilweise unüberschaubaren Gemeindezusammenlegungen geführt hat.

Konnte Loschwitz nach dem Jahr 2000 durch seine Gemeindegliederzahl noch eine volle Pfarrstelle und damit auch die Selbstständigkeit erhalten, wurde 2004 die Mindestzahl für eine volle Pfarrstelle auf 2.000 Seelen angehoben. Damit drohte unserer Gemeinde bei Reduktion der Pfarrstelle auch der Verlust der Eigenständigkeit. Dies wollten wir nicht einfach hinnehmen. Wir wollten, dass in unserer wiederaufgebauten Kirche jeden Sonntag regelmäßig der Gottesdienst gefeiert werden könne, wir wollten, dass ein Pfarrer mit seinem Dienst voll der Gemeinde zugewandt sein könne, wir wollten eine lebendige Gemeinde erhalten, die den Menschen nahe bleibt und in der das Gotteshaus auch inmitten des Ortes Herzstück der Gemeinde ist.

Von Glauben und Zuversicht getragen und von der Entschlossenheit, sich nicht einfach passiv den kirchlichen Vorgaben zu ergeben, waren es neben dem Pfarrer mehrere engagierte Kirchvorsteher und Gemeindeglieder, die sagten: Lasst uns selber aktiv werden, lasst uns dem Trend zum Abbau die Hoffnung und unsere eigene Kraft entgegensetzen. So wurde die Idee der Stiftung geboren. In dem Wissen um ihre klare Zielbestimmung und ihre „Ewigkeit“ als Quelle kontinuierlicher Unterstützung beschloss der Kirchenvorstand im Mai 2004 die Gründung der „Stiftung Kirchgemeinde Loschwitz“. Schnell fanden sich 17 Frauen und Männer, die zusammen das Stiftungskapital in Höhe von 25.000 Euro aufbrachten. Anfang 2005 wurde seitens des Landeskirchenamtes nun auch die Pfarrstelle von 100% auf 75% eingekürzt. Nun galt es, zunächst durch Gemeindemittel und direkte Spenden, zunehmend aber auch durch die wachsenden Erträge der Stiftung, die Pfarrstelle auf die wichtigen 100% aufzustocken.

Gab es damals auch Menschen, die der Stiftung skeptisch, ja dezidiert kritisch gegenüberstanden, so konnte die breite Unterstützung durch viele Menschen innerhalb und auch außerhalb der Gemeinde – durch SIE, liebe Stifterinnen und Stifter – die Stiftung zu einem höchst fruchtbaren Instrumentarium werden lassen, mit dem seit Jahren die seelsorgerliche Arbeit – über die Finanzierung der Pfarrstelle hinaus – unterstützt wird.

Auch wenn die Kirchgemeinde Loschwitz inzwischen zu einem Schwesternkirchverband gehört, aber dabei ihre Selbständigkeit im Wesentlichen bewahren konnte, so fördert die Stiftung als juristisch selbständiges Organ durch ihren klar definierten Stiftungszweck die seelsorgerliche Arbeit in Loschwitz und Wachwitz. Und das, wenn man es so sagen darf, für alle Zeiten!

Wir können heute mit größter Dankbarkeit sagen, dass sich Glauben und Vertrauen, Zuversicht und Mut als Haltung gegenüber Gott und unseren eigenen Kräften als segensreiches, in die Zukunft führendes Handeln erwiesen haben. Gerade angesichts der gegenwärtigen Lage der Kirchen wie der Gesellschaft, können wir aus unseren Erfahrungen mit der Stiftung nur Kraft und Mut schöpfen. Es gilt, die Herausforderungen, die vor uns liegen – in unserer Gemeinde, in unserer Kirche wie auch in unserer Gesellschaft – zuversichtlich anzugehen und zu bewältigen. „Die auf den Herrn vertrauen, kriegen neue Kraft…“, so ist es eingehauen in die Stifterplatte in unserer Kirche. Das ist unser Fundament!

In herzlicher Verbundenheit auf dem Weg durch die Zeiten grüßen wir Sie ganz herzlich und freuen uns auf das Wiedersehen spätestens im nächsten Jahr!

Dietmar Selunka                  Rainer Staudt                  Paul-Gerhard Weber


Informationen zur Loschwitzer Kirchgemeinde
www.loschwitzer-kirche.de

Zur Stiftung:
www.stiftung-loschwitz.de

Konto der Stiftung:
LKG Sachsen-Bank für Kirche und Diakonie
BIC od. SWIFT-Code: GENODED1DKD
IBAN: DE54 3506 0190 1625 5900 23