Stifterbrief Nr. 15
Dresden, im Oktober 2017
Singet dem HERRN ein neues Lied. Denn er tut Wunder (Psalm 98,1)
Liebe Stifterinnen und Stifter, liebe Gemeindeglieder, sehr geehrte Damen und Herren,
2017 stehen wir ganz unter dem Eindruck des Reformationsjubiläums und der Strukturreformpläne in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen. Wir erleben heute in unserer Welt ähnliche gravierende Umbrüche wie die Menschen vor 500 Jahren.
In einem Memorandum zum Reformationsfest 2017 beschreiben Friedrich Schorlemmer und Christian Wolff die Krise der Kirche heute, Zitat:
„Immer mehr Menschen verabschieden sich von der Kirche, weil sie jeden Bezug zu wesentlichen Glaubensinhalten verloren oder nie bekommen haben.
Immer mehr Menschen leben unter uns, die ohne kirchlichen Bezug aufwachsen und dabei nichts vermissen.
Immer mehr Religionen sind vor allem in den Städten präsent … und legen offen, wie oberflächlich und verletzbar die Glaubenswelt christlicher Gemeinden ist.
Immer schwieriger wird es für die Kirchgemeinden, personell und inhaltlich ihre Präsenz vor Ort zu organisieren und Menschennähe zu praktizieren.“ (Ende des Zitats)
„Der biblische Analphabetismus ist heute genauso weit verbreitet wie der Mangel an musikalischer, kultureller und religiöser Bildung. Diesem Missstand muss die Kirche begegnen. …Es bedarf der Räume. Wo immer Kirchgemeinden zusammengelegt werden, Pfarrstellen gestrichen, Gemeindehäuser verkauft, Kirchen geschlossen werden, sollte bedacht werden, ob dies der Menschennähe dient.“ (Zitat F. Schorlemmer / Chr. Wolff)
Angesichts sich weiter begrenzender Zuweisungen der Sächsischen Landeskirche kommt der Stiftung Kirchgemeinde Loschwitz immer größere Bedeutung zu. „Die Kirche baut sich von unten auf“, diese Überzeugung beseelt uns, denn sie ist das historische Grundmuster aller missionarischen Arbeit.
Deshalb haben wir auch solidarisch mit der Kirchgemeinde Hosterwitz für eine schnelle Wiederbesetzung der vakanten Pfarrstelle in Hosterwitz gekämpft und am 12. März 2017 an einer Gemeindeversammlung in Hosterwitz teilgenommen.
Deshalb haben wir im März eine Eingabe zum Positionspapier „Kirche mit Hoffnung in Sachsen“ an die Landessynode gesendet und einen Aufruf an die Kirchgemeinden zur Ermutigung Ihrer Synodalen bei der Frühjahrstagung der Ev.-Luth. Landessynode Sachsen verteilt.
Wir sind mit anderen Kirchgemeinden und Posaunenchören am 2.4.2017 zur Frühjahrssynode vor die Dreikönigskirche gezogen und haben mit dem Gesang von Chorälen den kirchen-musikalischen Reichtum unserer Kirchgemeinden zum Ausdruck gebracht.
Wir haben mit unseren Aktionen erreicht, dass die Landessynode den Entscheidungsfindungs-Prozess noch einmal um 1 Jahr verlängert und verschiedene Alternativmodelle zur Struktur-Reform in der Sächsischen Landeskirche mit einbeziehen will.
Die Diskussion über das Positionspapier „Kirche mit Hoffnung in Sachsen“ haben wir in alle ehrenamtlichen Gruppen unserer Kirchgemeinde Loschwitz getragen und mit Vertretern aller Gruppen und anderen aktiven Gemeindegliedern im Juni 2017 einen Gemeindekonvent zum Struktur-Reformprozess, wohl einmalig in der Landeskirche, veranstaltet.
Zum Elbhangfest 2017 fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Gehört die Kirche noch ins Dorf?“ mit einem Impulsvortrag der Kirchgemeinden Hosterwitz und Loschwitz statt. Zusammen mit der IG Weinbergskirche wurde auch im Festumzug für den Erhalt der Kirchen am Elbhang demonstriert.
Am 10. September 2017 reiste die Kirchgemeinde Loschwitz mit ca. 100 Personen in verschiedenen Gruppen (davon eine Gruppe mit Dietmar Selunka 4 Tage lang an verschiedene Luther-Orte) nach Wittenberg. Dort wurde an einem Gottesdienst zum Abschluss der Welt-Ausstellung auf dem Marktplatz von Wittenberg teilgenommen. Danach pflanzte die Kirchgemeinde Loschwitz in der Nähe des Lutherhauses mit Pfarrer Zirkler und dem Elbhang-Posaunenchor einen Baum zum Reformationsjubiläum.
Ermutigt vom Gemeindekonvent in unserer Kirchgemeinde bereitet eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Kirchenvorstände Loschwitz und Hosterwitz die Bildung eines Schwesterkirch-Verhältnisses vor. Synergieeffekte und Anregungen in Bezug auf die Gemeindeentwicklung sind Gegenstand einer Absichtserklärung, die in der Präambel des Schwesterkirchvertrags vorgesehen ist. Der Schwesterkirchvertrag liegt jetzt beiden Kirchenvorständen zur Beschluss-Fassung vor und wird beim Landeskirchenamt Sachsen zur Genehmigung eingereicht.
Zu unserer Stifterversammlung am 12. November 2017, 17:00 Uhr, laden wir Sie wieder ganz herzlich ein. Im Kirchgemeindehaus, Grundstraße 36, ist Gelegenheit zu Begegnung und Information. Der Vorstand der Stiftung gibt Rechenschaft zum vergangenen Jahr. Wir haben die Freude, Dr. Benjamin Hasselhorn (Kirchenhistoriker, Buchautor, Reformations-Botschafter) aus Berlin für den Gastvortrag
Das Ende des Luthertums?
begrüßen und nach dem Vortrag mit ihm reden zu können. Er wird uns mit seinem provokanten Titel vieles zum Reformations-Jubiläumsjahr in Wittenberg berichten können.
Frau Georgi aus unserer Kirchgemeinde wird die Veranstaltung musikalisch begleiten. Am Ende der Veranstaltung können Sie wieder bei einem kleinen feinen Buffet und einem Glas Wein miteinander ins Gespräch kommen.
Wer Bedarf hat, darf gern eine Mitfahrgelegenheit erbitten, um teilnehmen zu können. Bitte teilen Sie in der Pfarramtskanzlei mit, ob Sie mit dem Auto abgeholt und nach der Veranstaltung auch wieder nach Hause gebracht werden wollen.
Mit einem herzlichen Dank an Sie: Bleiben Sie als Stifterin und Stifter den Zielen unserer Stiftung verbunden und gehen Sie auch weiterhin mit uns auf diesem Weg. Gott befohlen!
Für den Vorstand der Stiftung Kirchgemeinde Loschwitz
Paul-Gerhard Weber