Stifterbrief Nr. 13
Dresden, im Oktober 2015
Wie ein Einheimischer soll euch der Fremde gelten, der bei euch lebt. (3.Mose 19,34; Herrnhuter Losung am 8. November 2015)
Liebe Stifterinnen und Stifter, liebe Gemeindeglieder, sehr geehrte Damen und Herren,
seit dem Sommer erleben wir eine Flüchtlingsbewegung von unzähligen Menschen aus dem afrikanisch-orientalischen Raum, die uns alle zu einem ganz neuen Handeln aufruft. In der breiten Diskussion über die Ursachen und die Möglichkeiten der Bewältigung dieser Krise gehen die Meinungen allerdings auseinander. Das eingangs zitierte biblische Wort weist uns aber in eine eindeutige Richtung: Gastrecht für den „Fremden“ ist ein uraltes Menschheitsgebot. Erst wenn dem „Fremden“ dieses Recht und diese Würde eingeräumt werden, kann man auch vernünftig über Lösungen sprechen, die den Möglichkeiten und Grenzen aller Beteiligten gerecht werden. Wie uns allen bekannt ist, gibt es in Loschwitz oft Jubiläen, die Anlass sind zum Nachdenken und Feiern. Es ist sehr gut, dass sich in unserer Kirchgemeinde über Ute Irmscher ein „Netzwerk Flüchtlingshilfe“ gefunden hat, welches versucht, angemessene Hilfe für die „Fremden“ (hier Asylbewerber) zu organisieren. So haben wir zum Erntedankfest am 4. Oktober 2015 für die Asylbewerber im Gustavheim Niederpoyritz extra Gaben eingesammelt. Viele aus unserer Kirchgemeinde haben sich dem Aufruf angeschlossen, eine Patenschaft für einen Flüchtling oder eine Flüchtlingsfamilie zu übernehmen und diesen z.B. bei Behördengängen und beim Erlernen der deutschen Sprache behilflich zu sein.
Im letzten Jahr wurden der 20. Jahrestag des Wiederaufbaus der Loschwitzer Kirche und zur Stifterversammlung das 10 jährige Bestehen der Stiftung Kirchgemeinde Loschwitz feierlich begangen. Pfarrer i.R. Ulrich Wagner aus München bot mit seinem Gastvortrag zur Stifterversammlung 2014 einen persönlichen Rückblick über mehr als 25 Jahre innerer Verbundenheit mit der Kirchgemeinde Loschwitz. Während des Vortrags wurden die Versammelten – frei nach der Ballade von Theodor Fontane „Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ – mit einer Birne beschenkt und gemahnt, „eine Birne mit ins Grab zunehmen in der Hoffnung, dass sie keimen möge und neue Früchte trägt“. Am Ende seines Vortrags gab uns Ulrich Wagner noch eine Lebensweisheit von Theodor Fontane mit auf den Weg: „Man sollte die Dinge so nehmen, wie sie kommen. Aber man sollte auch dafür sorgen, dass sie so kommen, wie man sie nehmen möchte!“ So gilt es, dass wir uns auf die kommenden finanziellen Änderungen einstellen werden.
Die Stiftung hatte sich bei ihrer Gründung 2004 das Ziel gesetzt, zunächst ein Stiftungskapital von 600.000 € zu erreichen. Bei der von der Bank damals prognostizierten Verzinsung des Kapitals von etwa 4% hätte dann der Stiftungszweck mit dem jährlichen Betrag von etwa 25.000,– € unterstützt werden können. Es ist nun deutlich geworden, dass der prognostizierte Zinsertrag durch die Entwicklung an den Kapitalmärkten korrigiert werden muss. Andererseits werden an die Stiftung – in Konsequenz der weitergehenden Struktur-veränderungen in der Landeskirche – neue Herausforderungen an ihre Leistungsfähigkeit im Sinne höherer Erträge gestellt. Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand der Stiftung zusammen mit dem Stiftungsbeirat nach einer intensiven Diskussion beschlossen, als einen neuen symbolischen Zielwert für das Stiftungsvermögen die Summe von 1.000.000 Euro zu proklamieren. Diese neue Zielsetzung wurde bei der Stifterversammlung 2014 öffentlich gemacht und fand bei den Anwesenden ungeteilte Zustimmung. Durch diese erneut sichtbar gewordene Verantwortungsbereitschaft der Stifterinnen und Stifter sieht sich der Vorstand ermutigt, dieses neue Ziel weiterhin mit beharrlicher Energie zu verfolgen. Die Stiftung wird damit zu einer immer stärker werdenden Säule, das von den Menschen gewünschte wie erfahrene seelsorgerliche Handeln der Mitarbeiter unserer Gemeinde finanziell zu unterstützen und damit eine lebendige Gemeinde zu erhalten. Es bleibt dabei eine wichtige Aufgabe, die Zahl der Zustifter innerhalb der Gemeinde wie auch bei all denen, die uns aus der Ferne verbunden sind, zu erhöhen und damit das Identität stiftende Engagement zu vertiefen.
In diesem Jahr erinnern wir auch an die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Loschwitz im Jahre 1315. Das 25. Elbhangfest im Juni wie auch die soeben zu Ende gegangene Festwoche widmeten sich ausführlich diesem Jubiläum. Als Kirchgemeinde haben wir besonders Anlass zu Lob und Dank, weil die lange Geschichte unseres Ortes bis zum heutigen Tag immer auch eine durch Kirche und Glauben geprägte Geschichte gewesen ist. Der Erntedankfestgottesdienst am 04.10.2015 und das Abschlusskonzert „Eine Geistliche Sommermusik“ von Rudolf Mauersberger mit der Singakademie Dresden unter der Leitung von Ekkehard Klemm stellten deshalb auch einen würdigen Abschluss dieser Festwoche dar.
In diesem Jahr dachten wir aber auch daran, dass vor 70 Jahren, am 13.02.1945, die Loschwitzer Kirche von Brandbomben getroffen und zerstört wurde. Die Grundsteinlegung zum Wiederaufbau der Kirche erfolgte vor 24 Jahren zum 1. Elbhangfest am 29. Juni 1991.
Unsere Stifterversammlung, zu der wir Sie hiermit ganz herzlich einladen, findet in diesem Jahr am 8. November, 17:00 Uhr, im Kirchgemeindehaus, Grundstraße 36 statt. Für den Gastvortrag zum Thema „Kirche unter Veränderungsdruck – Wahrnehmungen und Perspektiven“ haben wir OLKR Dr. Peter Meis gewinnen können. Wir wollen auch über die Arbeit der Stiftung berichten und im Anschluss daran besteht wieder die Gelegenheit zum Austausch und Gespräch. Der Vorstand hat mit dem Stiftungsbeirat beschlossen, für ältere Gemeindeglieder auf Wunsch einen Fahrdienst zur Abholung bereitzustellen. Bitte teilen Sie bis zum 02.11.2015 bei Ihrer Anmeldung in der Pfarramtskanzlei oder bei Herrn Weber mit, ob Sie mit dem Auto abgeholt und nach der Veranstaltung auch wieder nach Hause gebracht werden wollen.
Mit einem herzlichen Dank an Sie: Bleiben Sie als Stifterin und Stifter den Zielen unserer Stiftung verbunden und gehen Sie auch weiterhin mit uns auf diesem Weg. Gott befohlen!
Vorstand der Stiftung Kirchgemeinde Loschwitz
Dietmar Selunka
Rainer Staudt
Paul-Gerhard Weber