Stifterbrief Nr. 1

Dresden, im Mai 2005

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Leser,

Die von Gemeindemitgliedern gegründete „Stiftung Kirchgemeinde Loschwitz“ ist als eine rechtsfähige kirchliche Stiftung am 17. März 2005 vom Regierungspräsidium Dresden anerkannt worden und im Stiftungsverzeichnis registriert.

Ziel der Stiftung ist, das kirchliche Leben in Verkündigung und Seelsorge zu unterstützen, eine lebendige Gemeindearbeit zu befördern und die Eigenverantwortung der Kirchgemeinde zu stärken. Dabei ist das Stiftungsvermögen ungeschmälert zu erhalten. Die Erträgnisse aus dem Stiftungsvermögen dürfen nur für satzungsgemäße Zwecke verwendet werden.

Der Stiftungsvorstand, bestehend aus 3 Personen, davon 2 Vertreter des Kirchenvorstands, wurde vom Kirchenvorstand Loschwitz eingesetzt und kann von diesem auch wieder abberufen werden. Dem ersten Stiftungsvorstand gehören die Herren Rainer Staudt, Justus Barm und Paul-Gerhard Weber an. Der Stiftungsvorstand verwaltet das Stiftungsvermögen und vertritt die Stiftung nach außen. Der Stiftungsvorstand arbeitet ehrenamtlich. Jährlich muß der Stiftungsvorststand Rechenschaft ablegen über seine Arbeit gemäß der Satzung.

Die Aufsicht über die Stiftung Kirchgemeinde Loschwitz obliegt dem Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamt Sachsens in Vertretung für das Regierungspräsidium Dresden.

Um das anspruchvolle Ziel zu erreichen, ist ein Stiftungskapital von mindestens 600.000 € erforderlich. Wir bitten alle Mitglieder unserer Gemeinde und auch die hier lebenden Bewohner des Elbhanges um Unterstützung der Stiftung.

Trotz irritierender Presseveröffentlichungen ist das Stiftungsvermögen in kurzer Zeit bereits auf 85.000 € angewachsen, wofür wir allen ZuStiftern ganz herzlich danken.

Der nachfolgende Leserbrief von Herrn Prof. Dr. Steude drückt genau das aus, warum die Kirchgemeinde Loschwitz eine Stiftung gegründet hat.

Für Fragen zur Stiftung stehen Ihnen die Mitglieder des Vorstandes jederzeit zur Verfügung.
Rainer Staudt (Vorsitzender) Tel. 0174-7590561
Paul-Gerhard Weber (stellvetr. Vors.) Tel. 0351-2687915
Justus V. Barm (Schatzmeister) Tel. 0151-17422150


Leserbrief von Prof. Dr. Wolfram Steude, veröffentlicht in „Der Sonntag – Wochenzeitung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens“ Ausgabe Nr- 14/2005:Im „Sonntag“ (Nr. 12/2005) vom 20. März d.J. erschien unter der Überschrift „Goldesel oder goldenes Kalb“ ein Beitrag von Christian von der Herberg, der sich kritisch mit „Stiftungen zur Finanzierung kirchlicher Arbeit“ auseinandersetzt. Anlaß dazu ist die Stiftung der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Dresden-Loschwitz/Wachwitz, die 2004 ins Leben gerufen wurde, um der drohenden Zusammenlegung mit der Nachbargemeinde Dresden-Hosterwitz zu begegnen. Mehreres an Christian von der Herbergs grundsätzlicher Kritik bedarf der Erwiderung: Zu Recht wird die „Kernaufgabe der Kirchgemeinde“ als Verkündigung des uns anvertrauten Evangeliums beschrieben. Zu Unrecht wird befürchtet, daß diese „Kernaufgabe von einer außergemeindlichen Unterstützung abhängig“ gemacht wird. Die zur Debatte stehende Loschwitzer Stiftung ist eine solche der Kirchgemeinde selbst, dem Stiftungsrat gehören Kirchvorsteher an. Was aber heißt „Verkündigung des Evangeliums“? Es geht um die „Ämter“ der christlichen Gemeinde, um die mit verschiedenen Aufgaben betrauten verschiedenen „Glieder am Leibe Christi“, von denen das Amt der Gemeindeleitung durch den Pfarrer/die Pfarrerin das weitaus wichtigste ist mit Wortverkündigung, Sakramentenverwaltung, Seelsorge im umfassenden Sinn, Gesamtverantwortung. Weitere Aufgaben haben weitere Gemeindeglieder: das kirchenmusikalische „Amt des Lobes Gottes“, diakonische und pädagogische Ämter, die Verwaltung usw., seien sie wahrgenommen in regulärem Anstellungsverhältnis oder in ehrenamtlicher Arbeit, die in Zukunft eine zunehmend größere Rolle spielen wird.

Hat ein Pfarrer mehrere Gemeinden zu versorgen, kann er sowohl seiner ureigensten umfassenden Aufgabe als auch den ihm anvertrauten Gemeinden nicht gerecht werden – auch nicht bei totalem persönlichen Einsatz. So erstrangig wichtig der regelmäßige mindestens allsonntägliche Gottesdienst mit Wort und Sakrament ist, die Nähe des „Hirten zu seiner Herde“ stellt sich nicht nur durch ihn her. D a s ist der eigentliche Grund, eine Zusammenlegung zweier weit auseinandergezogener Kirchgemeinden durch die Aktivierung der eigenen Gemeinde nun auch in finanzieller Beziehung zu verhindern. Wir meinen n i c h t, daß die Gemeindebilder von „Hirt und Herde“ und „Haupt und Gliedern“ überholt sind. In keiner Weise schließen sie die längst fällige Aktivierung unserer Gemeinden aus. Herr von der Herberg hat durchaus recht, wenn er von der „Beteiligungsgemeinde“ spricht, von der Gemeinde, die ihr Geschick aktiv in die eigene Hand nimmt und nicht allein auf die „Versorgung“ durch übergeordnete Instanzen wartet. Auch unsere Stiftung soll und darf die fällige Aktivierung der einzelnen Gemeindeglieder zur verantwortlichen Mitarbeit in der Gemeinde nicht überflüssig machen – im Gegenteil! Sie ist ja Ausdruck von ergriffener Eigenverantwortung, die sich weiterhin auch sonst artikulieren muß. Es geht dabei weder um den „Goldesel“ noch erst recht um das „Goldene Kalb“: Die Stiftung erwächst aus regelrechten Opfern und kommt nicht en passant zusammen!

Die Loschwitz/Wachwitzer Gemeinde ist bei weitem keine Idealgemeinde, trotz der wunderbaren wiedererstandenen Kirche, trotz ihrer erfüllten Gottesdienste, trotz der reichen Kirchenmusik, trotz des in den letzten dreißig Jahren positiv gewandelten Gemeindebildes – die segensreiche Arbeit des Pfarrers steht hinter dem allen! – und sie erhebt sich wahrhaftig nicht über andere Gemeinden. Sie ist nichts „besseres“, aber sie versucht – nicht zum ersten Male!-, mit der eigenen Verantwortung ernst zu machen.

Daß die Gemeinden generell nicht in der Lage sein werden, ähnliche Stiftungen zu errichten, ist deutlich. In Einzelfällen wird dies möglich sein, wo nicht, bleibt es der schöpferischen Phantasie der Gemeinden vorbehalten, den als Königsweg angepriesenen Gemeindezusammenlegungen, die eine arge Not bleiben und zum Erlöschen der Gemeinden führen, zu widerstehen. Man versuche nicht, das Problem zu lösen, indem man unter dem Schlagwort des „Umbaus“ aus dieser Not eine Tugend macht!

Daß letztenendes das Ganze ein geistliches Problem ist – kein ursprünglich finanzielles! -, das sollte uns allen deutlich sein. Landesbischof, Kirchenleitung und Synode sind dringend aufgefordert, über die gewiß notwendigen, aber deprimierenden Einsparungsregulierungen hinaus zum geistlichen Neuaufbau der Gemeinden deutliche Impulse zu geben. Das ist ihre zentrale Aufgabe! Resignation und Ratlosigkeit sind unverantwortlich, sind eine Sünde wider den Heiligen Geist. Begründete Ermutigung ist uns allen notwendig, nicht in unbegründetem Zweckoptimismus, sondern im Vertrauen auf Gottes Geist, der seit je Kirche und Gemeinde gebaut hat.

Wolfram Steude